Die Aussicht auf sehr zeitnahe Zinssenkungen schwand im weiteren Verlauf des Jahres zusehends. Während in den USA die Prognosen zurzeit Richtung November für einen ersten Zinssenkungsschritt gehen, erwartet man von der EZB den ersten Schritt im Juni.

Aber auch hier gibt es mögliche Gründe für eine erneute Enttäuschung der Finanzmärkte. Die EZB hat eine genaue Beobachtung der Daten bis in den Juni angekündigt. Genau in der Entwicklung der nächsten beiden Monate schlummert jedoch das Potenzial für eine Verschiebung der Leitzinssenkung. Ein Blick in die statistischen Details offenbart, dass die Euroinflation in den Monaten Februar bis April, hochgerechnet auf ein Jahr, bei stolzen 8 Prozent lag. Im Vorjahr betrug der Wert im gleichen Zeitraum 9,2 Prozent, also unwesentlich höher. Wenn die monatlichen Inflationswerte in den Monaten Mai und Juni von zuletzt 0,6 Prozent nicht schlagartig gen Null tendieren, erhöht sich rechnerisch die Jahresinflation von derzeit 2,3 Prozent automatisch. Womöglich das falsche Signal für die EZB, um eine Zinssenkung in der Jahresmitte einzuleiten. Schon der Inflationswert für den Monat Mai kann die Trendwende markieren, wenn er deutlich über dem Vorjahresmonat liegt, in dem ein Null-Wert ausgewiesen wurde.

Allerdings sorgten in den letzten Tagen rückläufige Konjunkturdaten in den USA erneut für ein Strohfeuer der Hoffnungen auf eine frühere US-Leitzinssenkung. Von diesen Hoffnungen getrieben, sanken auch bei uns die langfristigen Refinanzierungssätze um bis zu 20 Basispunkte; gemessen an den Höchstständen von Ende April. Wegen der obigen Ausführungen halten wir diesen Effekt für vorübergehend und empfehlen, das aktuell tiefere Niveau für den Abschluss von Finanzierungen zu nutzen, soweit der Kapitalbedarf feststeht. Im weiteren Verlauf des Jahres gehen wir von einer Seitwärtsbewegung der langfristigen Zinssätze im Bereich von 3,5 Prozent für 10 Jahre Sollzinsbindung (vgl. Grafik oben) aus.